Arbeit

Wir haben alle eine ziemlich klare Vorstellung davon, was Arbeit ist. Oder besser: auf welche Art wir in der Arbeit handeln und denken. Wir sehen uns alle gerne als sachliche und logische Menschen, die genau wissen, was sie tun. Diese Vorstellung von menschlichem Arbeitshandeln könnte man so zusammenfassen:

  • Daten wahrnehmen Unsere Augen nehmen eindeutige Daten wahr und „senden“ diese ans Gehirn
  • Darauf hin arbeiten Wir haben ein klares Ziel vor Augen und arbeiten darauf hin, nach dem Prinzip: Erst denken, dann handeln
  • Logisches Denken Alles, was wir tun, basiert auf unserem logischen Denken und dem theoretischen Wissen, das wir haben
  • „Mensch—Maschine“ Maschinen sind tote Dinge, man hat eine rein sachliche Beziehung zu ihnen

In dieser Vorstellung „funktionieren“ wir: Unsere Augen sind wie optische Sensoren, die Daten melden. Umweltreize kommen im Gehirn an, werden dort „prozessiert“. Alles auf der Grundlage von logischen Annahmen und theoretisch fundiertem Wissen. Fast wie ein Computer auf zwei Beinen.

Ohne Frage: So kann der Mensch handeln. Und es gibt viele Situationen in der täglichen Arbeit, in denen diese Art des Vorgehens die beste Variante ist. Vor allem immer dann, wenn wir genau wissen, was auf uns zukommt. Wenn klar ist, was der richtige Schritt ist. Wenn die Umstände für unser Handeln plan- und berechenbar sind.

Aber wir wissen gleichzeitig auch, dass die Welt und wir selbst auch eine andere Seite haben. Gerade die Arbeitswelt ist immer weniger planbar. An vielen Arbeitsplätzen ist das Unwägbare zur alltäglichen Normalität geworden. Alles wird schneller und komplexer – manchmal kann niemand in einer aktuellen Situation mit Sicherheit sagen, was der richtige Schritt ist. Und man muss sich trotzdem entscheiden – oft ohne die Zeit, erst lange „wie ein Schachspieler“ alle theoretischen Möglichkeiten durchzudenken. Aber selbst die Schachgroßmeister legen höchsten Wert auf Stellungsgefühl und Intuition, weil sie mit Rechnen irgendwann nicht mehr weiterkommen. Und dabei sind die Möglichkeiten hier noch durch klare Regeln begrenzt. In der betrieblichen Realität dagegen kann immer das passieren, mit dem niemand gerechnet hat. Es gibt immer ein erstes Mal, immer eine Situation, die so noch nie da war. Und in der es nicht reicht, nach „Schema F“ zu handeln. Dann gilt es, die Rolle zu wechseln:

Aus dem logisch-analytischen „Rechner“ wird der improvisierende Musiker, der sein Instrument virtuos und aus dem Bauch raus beherrscht. Auch diese Art des Handelns ist Arbeit – und sie wird immer wichtiger. Es sind meist die erfahrenen Beschäftigten, die das Unwägbare bewältigen können.

Zur Arbeit gehört eben auch: Erfahrung.