Eigentliche Montage

Laufende Montage

Im Mittelpunkt steht die eigentliche Montage: das Fügen und Handhaben, das Bestücken und Justieren – scheinbar nur monotone und wenig anspruchsvolle Tätigkeiten. Dabei gilt es, teils hochkomplexe Produkte in kürzesten Taktzeiten bei höchster Qualität just-in-time zu montieren. Da reicht es nicht aus, die eigene Arbeit auf den einzelnen Handgriff zu reduzieren – selbst in der ungestört laufenden Montage leisten erfahrene Montagearbeiter wesentlich mehr als das: Sie nehmen mit allen Sinnen den Gesamtprozess wahr (Produkte, Teile, Maschinen, Gruppe…) und bleiben auch bei Monotonie der Abläufe offen für Unvorhergesehenes. Der Körper stellt sich nicht nur ein auf die Taktzeiten, sondern koordiniert sich mit dem Gesamtablauf und den Rhythmen der Kollegen (Bsp. U-Linie). Erfahrene Mitarbeiter sehen das Gesamte als „ihre“ Arbeit, jede Abweichung vom Normalen hat Bedeutung.

  • Den Gesamtprozess ganzheitlich wahrnehmen
  • Trotz Monotonie immer mit Überraschungen rechnen
  • Im Rhythmus und Takt mit dem Gesamtablauf und den Kollegen
  • Das Gesamte als „meine“ Arbeit sehen

Neuanlauf

Beim Neuanlauf ist die Erfahrung der Montagearbeiter besonders gefragt – ob es um eine graduelle Umstellung zwischen zwei Produktvarianten geht oder um den SOP (Start of Production) eines Neuprodukts. Gerade die kleinen Unterschiede (z.B. Wechsel von Links- auf Rechtslenkung) werden von wenig Erfahrenen leicht übersehen. Beim Einrichten ist die Einstellung von Sensoren und Anschlägen, von Reglern und Greifern oft kaum spezifizierbar und damit Erfahrungssache.

Erfahrene Montagearbeiter nähern sich der richtigen Einstellung mit Gefühl und Schritt für Schritt an. Dabei ist es für die Qualität und Produktivität notwendig, die Einstellgrenzen so weit wie möglich auszureizen. Gleichzeitig müssen die Grenzen von Material und Technik beachtet werden – ein Balanceakt, der nicht ohne Erfahrung zu machen ist.

Gerade beim Neuanlauf sind nicht statische Handlungsroutinen gefragt – nach dem Motto „so haben wir das immer schon gemacht“. Sondern es geht darum, alle vorangegangenen Erfahrungen für die neue Situation zu aktivieren. Nur so kann auch noch nicht Bekanntes angemessen bewältigt werden. Erfahrene Montagearbeiter wissen, dass sich Produktivität und Qualität schon bei den ersten Einrichtvorgängen entscheiden können – sie delegieren diese Verantwortung nicht einfach an den Einrichter.

  • Das Neue/Andere besonders im Blick haben
  • An die Grenzen – und ein ausgeprägtes Gefühl für die Grenzen
  • Sich im Dialog mit den Dingen langsam herantasten
  • „Alte“ Erfahrungen situativ neu anwenden
  • Die Dinge schnell und gut ins Laufen bringen

In der Unikat- und Klein(st)serienmontage z.B. im Sondermaschinenbau lassen sich die laufende Montage und der Neuanlauf gar nicht so klar trennen. Hier ist ein „laufender Neuanlauf“ zu bewältigen – und dazu wird Erfahrung gebraucht.