Gestaltungsprinzipien

Eine innovationsfähige und flexible Montage ist nicht denkbar ohne die Erfahrung der Beschäftigten und ohne ihre Bereitschaft, diese Erfahrung proaktiv in die laufende Verbesserung der Prozesse einzubringen. Wie aber kann Montage technisch und organisatorisch so gestaltet werden, dass sie erfahrungs-förderlich wirkt? Dabei hilft die Orientierung an den vier Dimensionen von Erfahrung:

  • Ganzheitliche Wahrnehmung ist das wesentliche Medium, über das Erfahrung gelernt und angeeignet wird
  • Nur im direkten Umgang mit Anlage/Maschine und Produkt lernt sich der „Dialog“ mit den Dingen
  • Intuition und Gespür entwickeln sich nur durch eigenes Erleben
  • Erfahrungsgeleitet handelt nur, wer eine Beziehung zur Anlage/Maschine bzw. Produkt entwickeln konnte

Die übergeordneten Prinzipien einer erfahrungsförderlichen Gestaltung sind dabei:

  • Nur wer (neue) Erfahrungen macht, lernt Erfahrung!
  • Den Gegenständen der Arbeit nahe kommen!
  • Freiheit gewähren, um Erfahrung zu machen: Autonomie zulassen!

… und das in Bezug auf die vier wesentliche betriebliche Gestaltungsdimensionen:

  1. Zeit
  2. Personal
  3. Organisation
  4. Technik

Es geht darum, sich bei der Gestaltung der Prozesse nicht einseitig am Leitbild eines planmäßigen Arbeitshandelns auszurichten, sondern auch die Besonderheit und die besondere Qualität von Erfahrung zu berücksichtigen.

Ein simples Beispiel:
Der Appell an die Beschäftigten, nicht nur auf die Produktqualität an der eigenen Arbeitsstation zu achten, sondern den Gesamtprozess im Blick zu haben. Wer das soll, muss auch mehr erlebt haben als nur die eigene Arbeitsstation – er muss den Gesamtprozess sinnlich erfahren haben, um zu ihm eine Beziehung zu entwickeln. Dann kann sich das tägliche Arbeitshandeln auch darauf beziehen.

Erfahrungsförderliche Gestaltung ist kein Hexenwerk. Schließlich ist Erfahrung eine unerschöpfliche Ressource, die mit ihrer Verausgabung wächst, statt sich zu vernutzen. Erfahrung ist aktuelles Vermögen und Potenzial:

Wo es viel Bedarf gibt, da entwickeln sich auch die Optionen zur Aneignung.

Gestaltungsprinzipien in der Montage © Sabine Pfeiffer

Mit Industrie 4.0 werden die Anforderungen an eine partizipative Gestaltung der Arbeit noch wichtiger – schließlich geht es dabei nicht um eine Technik „von der Stange“. Das Potenzial der Beschäftigten, mit diesem Wandel umzugehen ist weit mehr vorhanden als üblicherweise unterstellt wird: 74% der Beschäftigten in Deutschland haben das dafür notwendige Arbeitsvermögen: siehe Arbeitsvermögen-Index.