Lernen und Erfahrungsaustausch

  • Gelegenheiten zum Erfahrung-Machen erkennen und sich ihnen stellen
  • Ein Gespür dafür entwickeln, wie man Erfahrung lernt
  • Wissen um Wechsel zwischen Zeitlassen und neuen Herausforderungen
  • Jede Arbeitssituation als Lernsituation begreifen

Erfahrung ist nicht einfach nur da oder nicht da und sie ist auch nicht nur die naturwüchsige Folge einer langen Anwesenheit an ein und demselben Arbeitsplatz. Erfahrung ist auch eine Frage der Haltung und eine Methode des Tuns.

Erfahrene Montagearbeiter sind sich nicht nur der Bedeutung ihrer Erfahrung im Arbeitsprozess bewusst – sie entwickeln auch ein Gespür für die Lernwege, die ganz eigene Art, wie man Erfahrung „erwirbt“. Erfahrung lernt man im Tun und erfahrene Montagearbeiter organisieren sich dieses Tun, sie suchen sich Gelegenheiten für neue Erfahrungen – statt ihnen aus dem Weg zu gehen.

Dabei kann jede Arbeitssituation zu einer Lernsituation werden:
Zum Beispiel eine Reparatur durch die Instandhaltung am eigenen Arbeitsplatz. Ein erfahrener Montagearbeiter weiß, dass er dabei seine Maschine ganz anders erleben kann als im laufenden Prozess. Oder: Bei der Nacharbeit, die der Kollege macht, mal kurz Hand anlegen; sich den vorgelagerten Prozess aus eigenem Antrieb mal ansehen. Erfahrene Mitarbeiter wissen um die Bedeutung solcher Situationen und nutzen diese – wenn man sie lässt. Leider ist der Stückzahlendruck oft so hoch, dass solche wertvollen Situationen des Erfahrungslernens nicht ausreichend genutzt werden können. Auch viele betriebliche Weiterbildungsaktivitäten orientieren sich sehr an der formalen Vermittlung theoretischen Wissens – und zu selten an Kriterien eines erfahrungsgeleiteten Lernens.

Zum Erfahrungslernen gehört auch der Austausch von Erfahrung. Die Grundlage dafür ist, sich der Besonderheit und Bedeutung des eigenen Erfahrungswissens bewusst zu sein. Und nicht nur des eigenen, sondern auch des Erfahrungswissens der anderen. Die Bereitschaft, dieses Wissen zu teilen, muss bei erfahrenen Mitarbeitern nicht erst geweckt werden – sie wissen: Davon haben alle etwas. Ist diese Bereitschaft nicht vorhanden, ist das meist betrieblich bedingt: Ein Gruppensprecher, der nicht fördert, sondern alles an sich reißt; ein konkurrenzielles Gruppenklima oder ein Stückzahlen- und Taktzeitendruck, der keinen Raum mehr lässt für anderes. Denn die Weitergabe von Erfahrungswissen gelingt am besten in der jeweiligen Situation und durch direktes Zeigen, mit Hilfe von Nachmachen und gemeinsamem Tun. Dafür braucht es Zeit und Gelegenheiten. Die situative Weitergabe von Erfahrungswissen im Prozess der Arbeit ist die effektivste Art des kollektiven Lernens: Kein Weiterbildungsmodul, keine Gruppenbesprechung, keine aufgeschriebene best practice kann das ersetzen.

  • Sich des Potenzials der Erfahrung bewusst sein – der eigenen und der der anderen
  • Ein Gespür entwickeln für Gelegenheiten zum Erfahrungsaustausch
  • Erfahrung situativ und direkt an den Dingen weitergeben
  • Individualität von Erfahrung anerkennen und teilen wollen