Montagetypen

Großserienmontage oder Unikatmontage im Sondermaschinenbau, Fließ- oder U-Montage, hochautomatisiert oder stark manuell geprägt: Montage ist ein breites Feld. Die Unterschiede sind immens und variieren nicht nur mit dem Montagetyp, sondern mindestens genauso stark mit dem Automatisierungsniveau, den Losgrößen, der Komplexität der Produkte, den zum Einsatz kommenden Technologien, den Gruppenarbeitsformen usw. usw.

So gängig wie falsch ist die Vorstellung, dass der Facharbeiter im Sondermaschinenbau mehr Erfahrung hat und braucht als der ungelernte Montagearbeiter in der Serienmontage.

Unsere Untersuchungen zeigen:

In jedem Montagetyp finden sich als Anforderung alle Dimensionen von Erfahrung.

Erfahrung kann sich zwar in ihrer Ausprägung stark unterscheiden. Aber für diese Unterschiede ist der Montagetyp nicht wichtiger als zum Beispiel die Produktkomplexität oder der Automatisierungsgrad. Es ist auch ein Trugschluss zu glauben, dass Erfahrung in der Unikatmontage mehr Bedeutung hat als in der Serienmontage. In beiden Montageformen spielt Erfahrung eine gleichermaßen unverzichtbare Rolle. Gerade aus der Perspektive von Qualität und Produktivität.

Dazu ein Beispiel:
Ein komplexes Produkt wird in mehreren Montageschritten an einer fest gekoppelten und stark automatisierten Montagelinie montiert. Die Taktzeit liegt deutlich unter einer Minute und die üblichen Losgrößen bei mehreren tausend Stück. Wer an dieser Montagelinie viel Erfahrung gesammelt hat, kennt die typische Geräuschkulisse ganz genau. Der Erfahrene spürt nicht nur sofort, wenn sich diese in Nuancen ändert – er weiß auch, welche Störung sich da leise ankündigt. Wenn man dann so frühzeitig reagieren kann, dass die Störung erst gar nicht eintritt, hat das Unternehmen – ohne es überhaupt zu merken – erhebliche Kosten gespart.

Unsere Untersuchungen zeigen auch:

Nur erfahrene Montagearbeiter sind in der Lage, Störungen durch frühzeitiges Eingreifen zu vermeiden.

Und nur sie beheben in der laufenden Montage permanent kleinere Störungen – stellen hier nach, „ruckeln“ dort und halten so den Prozess am Laufen. Diese Leistung ist von außen kaum spürbar und wird leider oft erst in ihrer Abwesenheit sichtbar: Zum Beispiel wenn der unerfahrene Neuling erst nach 50 Fehlteilen eine verschobene Sensoreinstellung wahrnimmt oder kein „Ohr“ hat für die ersten Anzeichen schleichender Prozessveränderungen durch Verschleiß.

Die Rolle von Erfahrung mag in der Serienmontage weniger gut sichtbar sein als in der Unikat- oder Klein(st)serienmontage – ihre Bedeutung in Bezug auf Qualität und Kosten dagegen ist gar nicht zu überschätzen. Wann immer viel in kurzer Zeit montiert wird, ist die Erfahrung der Beschäftigten der wichtigste Garant für Produktivität und Qualität.